Türhüter des Réduit: Besuch im Artilleriefort Magletsch

Am 8. Februar lud die Gesellschaft für Werdenberger Geschichte und Landeskunde (WGL) zum Besuch des Artillerieforts Magletsch ein, der ersten Veranstaltung des neuen Jahres.

Nicht in längst vergangene Epochen führten uns diese drei Stunden, sondern in die Zeitgeschichte vor gut 80 Jahren. Als Teil des Festungssystems Sargans bewachte diese nördlichste Anlage gewissermassen den Zugang zum Alpenraum und zum Réduit, dessen östlichste Teile sich auf Wartauer Gebiet befanden. Dem feindlichen Ausland am nächsten gelegen und mögliches Einfallstor von Norden: Die besondere Lage der Festung Magletsch wird den Besucherinnen und Besuchern bei einem Blick auf die Landkarte später schnell klar.

Doch zuerst werden die Anwesenden von den beiden "Reiseführern" in die Zeit des Zweiten Weltkriegs am Hauptportal herzlich willlkommen geheissen. Durch den breiten Hauptstollen geht es hinein in den Berg. Hier hinein brachten Lastwagen ihre Ladung und wurden mittels einer Drehscheibe gewendet. Über einen etwa 150 m langen Schrägstollen geht es weiter hinauf in die obere Etage, wo auf anschauliche Weise der Kriegsalltag der knapp 400 Soldaten und Offiziere lebendig wird. Als 1939 das nur 12 km entfernte Feldkirch von der deutschen Wehrmacht besetzt wurde, stand der Krieg buchstäblich vor der Haustür. Das ausgeklügelte Festungswerk Sargans, das aus 12 Artillerie- und 16 Infanteriewerken, diversen Bunkern, Tank- und Talsperren und Nebenanlagen bestand, sollte dem Feind den Zugang zum Churer Rheintal und damit zum Réduit versperren oder doch zumindest erschweren. Innert kürzester Zeit - die Festung Magletsch war bereits nach 2 Jahren Bauzeit bezugsbereit - wurde die etwa 4 km lange Anlage realisiert, mit den damaligen Mitteln eine beachtliche Leistung.

Eine beachtliche Leistung auch, wie das Team des Artillerie-Fort Vereins Magletsch die Unterkünfte, das Spital samt Zahnarztpraxis, die Ess- und Schlafräume mit viel Liebe zum Detail rekonstruiert und eingerichtet hat. Durch die überaus kompetenten Führungspersonen bekommt der Besucher und die Besucherin einen lebendigen Einblick in die damalige Realität des Aktivdienstes und mag da und dort erahnen, wie es den Diensttuenden wohl zumute gewesen sein muss, angesichts der ständigen Bedrohung. Man staunt auch ob der oftmals modern anmutenden Einrichtungen, die es ermöglichten, bis zu 3 Monate autark im Bunker zu überleben.

Die Möglichkeiten von Übermittlung und Berechnungen waren ohne elektronische Hilfsmittel begrenzt, und doch konnten diese effizient und schnell gemacht werden.
Die drei Stunden "unter Tag" zeigten ein eindrückliches Stück Zeitgeschichte. Wieder im Tageslicht angekommen, stellte sich wohl der eine und die andere die Frage: Was wäre wohl passiert, wenn der Ernstfall eingetreten und die Bunkerkanonen gezündet worden wären..? Glücklicherweise sind unsere Eltern und Grosseltern- und wir damit auch - verschont geblieben.

Maja Suenderhauf

 

2024-tuerhueter-reduit.JPG