Friedhof der vergessenen Geschichten
Schloss Werdenberg und Burgruine Neu Schellenberg - Grenzbetrachtungen anhand zweier Burgen
Verfasserin: Maja Suenderhauf, Buchs
Worum es geht:
Die nachfolgenden Gedanken zu historischen Grenzen anhand der beiden oben genannten Burgen waren ursprünglich als Führungstext gedacht. Beide Burgen wurden im 13. Jahrhundert erbaut und Schellenberg war während des 15. Jahrhunderts zeitweise in Werdenberger Besitz.
Haben Sie gewusst, dass das Wort "Grenze" ursprünglich aus dem Altpolnischen stammt? Graniza hiess das und fand seit dem 12./13. Jahrhundert von den ostdeutschen Kolonien nach Mitteleuropa, wo es das althochdeutsche "Mark, March" allmählich verdrängte. Und damit sind wir auch gleich in der Zeitepoche, die uns im Folgenden vornehmlich beschäftigen wird: im Mittelalter, in der Zeit, in der die Grafschaft Werdenberg sowie ihr markantes Bauwerk, das Schloss, entstand.
Das Mittelalter ist eine etwa 1000-jährige Epoche, die nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches in der Spätantike, hier ungefähr im 6. Jahrhundert, beginnt und bis um zirka 1500 dauert, wobei in diesem Fall nicht von unverrückbaren Grenzen gesprochen werden kann, denn je nach Region herrschten noch vor allem nördlich der Alpen bis weit ins 16. Jahrhundert hinein eher mittelalterliche Zustände, während in Italien schon im 14. Jahrhundert die Renaissance ihren Anfang nahm.
Verschiedene Grenzen
Territoriums- und Herrschaftsgrenzen, also grob gesagt politische Grenzen, sind eng mit den historischen Gegebenheiten verbunden.
Stadt- oder Grundstücksgrenzen wiederum kennzeichnen meist Gerichtsbezirke oder Eigentumsmarkierungen.
In vielen Fällen bilden natürliche Hindernisse wie Berge, Schluchten oder undurchdringliche Wälder historische Grenzen, die dann wegen des damals fehlenden oder geringen Austausches auch zu Sprach- und Kulturgrenzen wurden. So bildete der Hirschensprung die Sprachgrenze zwischen romanisch-deutschem Gebiet im 13.Jahrhundert.
Interessanterweise bildeten Flüsse im Mittelalter in den seltensten Fällen Grenzen, vielmehr waren sie willkommene Handels- und Verkehrswege, die eher verbindenden als trennenden Charakter hatten.
Der Rhein: Verbindende Verkehrsader oder bewachte Grenze?
Erst seit Ende des Mittelalters, um 1499 seit der Schwabenkriege, bildet der Rhein die Grenze, damals gegen das feindliche Habsburgerreich, heute zu Liechtenstein und Österreich.
Der Rhein mäanderte früher durch die Talebene und wurde mit Furten, Flössen und Fähren überquert.
Die mittelalterlichen Strassen waren ausserhalb der Städte nicht gepflastert und bei Regenwetter oder im Winter nur mühsam oder gar nicht passierbar. Wenn immer möglich, wich man aufs Wasser aus. Neben Furten waren die Fähren bis ins 19. Jahrhundert die einzigen Verbindungen zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und der Schweiz, entsprechend gab es deren recht viele. Bereits um 842 wird ein Fährschiff in Schaan erwähnt, sicher seit dem 13. Jh. gibt es die Fähren zwischen Salez und Ruggell, zwischen Haag und Bendern und zwischen Schaan/Vaduz und Räfis-Burgerau. Seit dem 15. Jh. ist die Fähre zwischen Balzers und Trübbach bekannt. Die erste Brücke über den Rhein hingegen wurde erst 1870 gebaut.
Mit grosser Wahrscheinlichkeit wurde der Rhein aber schon viel früher überquert:
Es ist wohl kein Zufall, dass bei Gasenzen und Salez bronzezeitliche Hortfunde entdeckt wurden. Gegenüber am Eschnerberg, in der Gemeinde Schellenberg, befand sich während der Bronzezeit (aus der diese Hortfunde stammen) eine grosse befestigte Siedlung, Borscht genannt. Da das Rheintal bereits in prähistorischer Zeit eine wichtige Handels- und Verkehrsachse war, kann angenommen werden, dass über Furten oder sogar mit Booten der Rhein überquert oder befahren wurde. Vielleicht wollten die Händler ihre vielen Beile oder Messer im "Borscht" an den Mann oder die Frau bringen? Aus uns unbekannten Gründen kamen sie aber nicht mehr dazu und vergruben ihre Schätze, ohne sie je wieder abzuholen.
Wir sehen also: der Rhein, der für uns selbstverständlich die "natürliche" Grenze ist, war es während des gesamten Mittelalters überhaupt nicht. So verwundert es nicht, dass die Ursprünge des Schlosses Werdenberg von hier aus gesehen "jenseits" des Rheins, in Feldkirch liegen und Werdenberg nur ein Teil eines grösseren Territoriums war, das sich auf beiden Seiten des Rheins ausdehnte. Wenn man die heutigen Grenzen überquert, so verblieb man damals gewissermassen im eigenen Land.
Die Burgen Werdenberg und Schellenberg: Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Ab 1230 liess Graf Hugo I. von Montfort-Feldkirch auf dem Ausläufer des Buchser Berges eine Burg errichten, die er seinem ältesten Sohn Rudolf übergab.
Das 13. Jahrhundert war die Blütezeit des Burgenbaus, oft an spektakulär unzugänglichen Orten wurden Wohntürme und Burgen errichtet, die oft nur für kurze Zeit bewohnt wurden. Burgen dienten einerseits als sichtbare Zeichen der Macht und der Repräsentation, aber andrerseits auch als temporäre Wohnsitze des Adels. Eigentliche Residenzen gab es - von den Kaiserpfalzen abgesehen - damals noch keine.
Ich habe vorhin von den Funktionen damaliger Burgen gesprochen. Neben der Repräsentation spielte der Wehrcharakter eine wichtige Rolle. Burgen verfügten über verschiedene bauliche Massnahmen, die diesem Umstand Rechnung trugen.
Da ist zum einen die Umfassungsmauer, die nicht nur die eigentliche Burganlage umfasst, sondern auch die darin befindlichen anderen Gebäude. Die Situation in Werdenberg bildet hier ein Spezialfall: der ursprüngliche Schlosshof befand sich zuerst innerhalb des heutigen Schlosses, später wurde eine äussere Mauer errichtet und der Schlosshof gewissermassen nach draussen verlegt. Die Mauer wurde an zwei Seiten später bis zum See hinunter weitergezogen und schloss die Häuser des Städtli Werdenberg auch noch mit ein.
Beim Bau der Burgen spielte das Gelände eine wichtige Rolle: selbstverständlich sollte eine gute Sicht rund um die Burg möglich sein zur Kontrolle der Wege, gleichzeitig musste aber auf die topografischen Verhältnisse Rücksicht genommen werden. Im Idealfall stand die Burg so, dass ein natürliches Hindernis wie ein Fels oder dergleichen einen natürlichen Schutz bot und nicht zusätzlich befestigt werden musste.
Im Fall von Werdenberg ist dies zu einem gewissen Grad der Burghügel, er ist mehr oder weniger von allen Seiten her gleich steil, es fehlt ein Burggraben und die Toranlage ist relativ unspektakulär.
Der Zwinger als Teil der Wehranlage ist relativ klein und gradlinig.
Schellenberg ist heute eine Ruine und die ursprüngliche Burg, ihr Aussehen und die Räume sind nicht mehr zu rekonstruieren. Es fehlen auch zeitgenössische Abbildungen. Im Gegensatz dazu ist Werdenberg erhalten geblieben. Mit wenigen Unterbrüchen wurde die Burg immer wieder genutzt, als Wohn- oder Regierungssitz und zuletzt als Ferienhaus einer vermögenden lokalen Familie: alles glückliche Umstände, was in Schellenberg ganz anders war.
Wer den Weg über die vielen Stufen hinauf zur Zinne im Schloss Werdenberg nicht scheut, dem leuchtet beim spektakulären Ausblick sofort ein, wieso Graf Hugo von Montfort- Feldkirch genau diesen Ort ausgewählt hatte, um eine Burg errichten zu lassen. Hier lassen sich die wichtigen Verkehrswege und das Umland bestens überwachen. Von weit her schon ist die Burg sichtbar, andere Burgen sind zum Teil in Sichtdistanz. Grabs, Räfis (damals noch ein eigenständiges Dorf) und Buchs (damals Altendorf) waren die nächstgelegenen Gemeinden der sich bildenden Grafschaft; Feldkirch, Bendern, Schaan und Vaduz, aber auch Gebiete im Walgau (Bludenz, Nenzing, Thüringerwald) auf der heute österreichischen Seite des Rheintals gehörten ebenfalls zum Territorium der Stammfamilie.
Aufstieg und Niedergang
Der Burgenbauboom im 13. Jahrhundert wurde unter anderem auch ausgelöst durch den Aufstieg der Ministerialen. Sie waren ursprünglich unfreie Beamte des lokalen Adels, die wegen ihrer Tüchtigkeit immer unentbehrlicher wurden und Macht und Bedeutung erlangen konnten und schliesslich selber zum niederen Adel aufstiegen.
Macht und Reichtum bedeutete im Mittelalter vor allem Grundbesitz, wobei ein möglichst grosses, zusammenhängendes Gebiet mit lukrativen Steuererträgen zu erreichen versucht wurde. Kauf, Erbe, Lehen durch den König oder Kaiser, aber auch Eheverbindungen und gute Beziehungen waren dabei wichtig und hilfreich.
Nicht immer gelang dies, schon ab Ende des 13. Jahrhunderts wurde der rasante Aufstieg gestoppt und viele aufstrebende "Neu-Adlige" verarmten und versanken in der Bedeutungslosigkeit.
Das gilt auch für die Werdenberger Montforter (ab 1259 nannten sie sich Grafen von Werdenberg), die im 14. Jahrhundert den Höhepunkt ihrer Macht und territorialen Ausdehnung erlebten. Familienstreitigkeiten, zahlreiche Fehden und damit verbunden hohe Kosten und Schulden, aber auch das Fehlen von männlichen Nachkommen verhinderten die Bildung eines zusammenhängenden Territoriums und führten schliesslich zum Niedergang am Ende des 15. Jahrhunderts.
Die ganze Region war während des Mittelalters mehrheitlich ein Flickenteppich von zum Teil sich überlappendem Landbesitz, von dauernd wechselnden Besitzverhältnissen. Dörfer, Burgen, einzelne Rechte wurden gekauft, verpfändet, weiterverkauft oder gelangten über Vererbung in andere Hände. Der Erwerb der Schellenberg durch die Werdenberger muss auch in diesem Zusammenhang gesehen werden.
Neben ihren Besitzungen im linksseitigen Rheintal besassen die Grafen von Werdenberg Gebiete in Trins, im Toggenburg (St. Johann), in Bonaduz, Heiligenberg und in Lustenau; die verwandten Werdenberger von Sargans zudem im Vorarlberg und im Allgäu - also dies- wie auch jenseits des Rheins.
Schellenberg: Kernland des Fürstentums Liechtenstein
Das Fürstentum Liechtenstein geht auf die im Spätmittelalter entstandenen Herrschaften Vaduz und Schellenberg zurück. Sie waren gewissermassen das Kernland des heutigen Fürstentums.
Die Region - wie auch Werdenberg - war kein abgeschlossener politischer oder sozialer Raum, sondern Teil von kleineren Herrschaften, die nicht mit den heutigen Staatsgrenzen identisch sind.
Im Frühmittelalter gehörte das Gebiet beidseitig des Rheins zur Grafschaft Rätien, die auf die alte römische Provinz Raetia zurückgeht. Ab den 10. Jahrhundert war es Teil des Herzogtums Schwaben.
Im Hochmittelalter bildete sich der besagte Flickenteppich von sich zum Teil überlagernden Herrschaftsrechten und -ansprüchen, was schliesslich zu einer Territorialisierung zum Ende des Mittelalters führte: die Grafschaften Vaduz und Werdenberg gehörten den Montfort-Tettnangern; Maienfeld und die Herrschaft Schellenberg gehörten zuerst den Werdenbergern, gingen dann aber an die Freiherren von Brandis, die später Herren auf dem Schloss Vaduz wurden.
Unklare Ursprünge
Um 1200 wurden auf dem Eschnerberg zwei Burgen gebaut: die obere (oder Neu-) und die untere (Alt-) Schellenberg. Im Folgenden geht es hier um die grössere der beiden, um die obere Burg, also Neu Schellenberg. Diese Namengebung ist schon seit dem 14. Jahrhundert in Gebrauch, wobei die Obere Burg, also Neu-Schellenberg eigentlich die ältere der beiden Anlagen ist. Beide Burgen wurden auf gerodetem Land errichtet, vielleicht als so genannte Rodungsburgen, die als Zentrum eines neu erschlossenen Gebiets dienen sollten. Da keinerlei schriftliche Quellen vorhanden sind, ist man aus der Gründungszeit auf archäologische Befunde angewiesen. Diese deuten darauf hin, dass die Burg wohl im 12. Jahrhundert errichtet wurde (Fundamente, Grundmauern), vielleicht sogar auf einem Vorgängerbau.
Im frühen 13. Jahrhundert wurde zuerst ein Wohnturm errichtet, wenig später dann der ganze Felssporn mit einer Umfassungsmauer umgeben. Im 13. und 14. Jahrhundert werden innerhalb der Mauern zwei Wohngebäude gebaut.
Wie schon erwähnt, liegt die Bau- aber auch die Besitzergeschichte, übrigens auch bei der Burg Alt-Schellenberg, bis ins 14. Jahrhundert im Dunkeln.
Die Herren von Schellenberg
Über die Herkunft der Herren von Schellenberg, die dann im 14. Jahrhundert fassbar werden, gibt es auch nicht viel Erhellendes, dafür aber einige Theorien: die eine, die heute nicht mehr aktuell ist, besagt, dass die Schellenberger ursprünglich aus Bayern stammten und als Ministerialen um 1200 ins Liechtensteinische gekommen seien, um im Auftrag der Welfen die Verbindung vom Bodensee zu den Alpenpässen zu sichern. Dies ist eher unwahrscheinlich, da beide Burgen zu klein sind, um zusätzlich zum eigenen Schutz auch noch grössere Gebiete oder Strassen zu sichern. Auch die Herkunft der Herren von Schellenberg lässt sich nicht durch den Namen herleiten: es gab sowohl in Bayern als auch anderswo den Namen Schellenberg, wie auch Montfort ein beliebter Fantasiename war. Die Schellenberger standen im frühen 13. Jahrhundert auch nicht im Dienst von grösseren Herrschaften, waren also keine Ministerialen. Schellenberg ist auch kein Flurname: zu dieser Zeit wurde auch auf dieser Seite des Rheins noch romanisch gesprochen.
Die Schellenberger waren mit grosser Wahrscheinlichkeit lokale Adlige, die zwar zeitweise über einen ansehnlichen Besitz am Eschnerberg verfügten, aber - ähnlich wie die Werdenberger - im Rheintal keine zusammenhängende Herrschaft errichten konnten.
Die wenigen Quellen berichten von Käufen und Verkäufen, die mittels Urkunden festgehalten wurden:
- 1265 verzichtet Marquart von Schellenberg im Streit mit dem Kloster St. Luzi in Chur auf seine Rechte am Zehnten der Kirche Bendern
- 1305 schenkt Swigger von Schellenberg dem Kloster Pfäfers seinen Hof in Mauren
- 1317 versichert Heinrich von Schellenberg seiner Frau Anna von Rialt 500 Mark Silber aus einem Gut in Masein, aus einem Hof in Mauren, aus einem Weingarten ebenfalls aus Mauren, aus Gütern am Eschnerberg usw.
- 1318 verkauft Heinrich von Schellenberg das Patronatsrecht der Kirche von Mauren an Feldkirch
Bereits im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts verkauften die Schellenberger ihren ganzen Besitz samt der Burg an die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg. Später ging die Burg in den Besitz der Nachfolger der Werdenberg-Heiligenberger, der Montfort-Tettnanger über. Nach der Zerstörung in den Appenzeller Kriegen um 1405 wurde Schellenberg teilweise restauriert, war aber um 1500 bereits wieder eine Ruine.
Leider gibt es keine Abbildungen der Burg vor ihrem Zerfall. Somit sind alle Rekonstruktionsversuche theoretisch.
Die Werdenberger als Besitzer von Schellenberg
Wie kommen nun die Werdenberger in den Besitz der Schellenberg?
Die Grundlage von adliger Macht war die Verfügung und der Besitz von Land und Leuten, sowie die Einnahmen aus Grundbesitz, Gerichts- und Kirchenherrschaft, vereinfacht gesagt aus Steuereinnahmen.
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts gingen diese Einnahmequellen aus verschiedenen Gründen zurück, was früher als "die Krise des Spätmittelalters" bezeichnet wurde. Heute wird dies eher als Neuformierung des Adels angesehen. Ritter und Freiherren verarmten teilweise, während eine kleine Elite aufstieg, die hier vor allem in habsburgischen Diensten stand.
Im Alpenrheintal gehörten nebst anderen zunächst auch die Schellenberger zu den Aufsteigern. Sie verlegten ihren Schwerpunkt ab 1300 zunehmend nach Schwaben und begannen, ihren Besitz im Rheintal nach und nach zu verkaufen. Nach 1320 waren sie hier nicht mehr präsent: Ab 1317 verkauften die Herren von Schellenberg so sukzessive ihre Besitzungen an verschiedene Käufer, zwischen 1317 und 1320 auch ihre beiden Burgen an die Werdenberger.
Die Burganlage
Neu Schellenberg hat einen dreieckigen Grundriss, im Süden wird die Burg durch einen Halsgraben gesichert. Ein Halsgraben ist ein künstlicher Graben, der aber nicht rund um die Burg herum geht, sondern nur die Seiten schützen soll, die nicht durch natürliche Hindernisse geschützt sind. Im Zentrum steht der Bergfried, wohl das älteste Gebäude, das über einen Hocheingang betreten werden konnte . Nördlich davon befindet sich die Kernburg, das sind Gebäude, die sich um einen äusseren und einen inneren Hof gruppieren. Der Zugang zu den beiden grösseren Wohngebäuden erfolgte über den inneren und äusseren Hof, wobei der Zugang zu den oberen Stockwerken über Laubengänge und aussen angebrachte Treppen erfolgte. Rund um den äusseren Hof befanden sich ebenfalls kleinere Gebäude (Wohnungen der Bediensteten?.) In der Nordecke des äusseren Hofs befindet sich heute noch die Zisterne.
Schellenberg besass auch eine Art Vorburg in der Südwestecke mit einer Toranlage, die aber weiter nach Westen verlegt und mit einem äusseren Zwinger versehen wurde - der heutige Eingang zum Inneren der Burg.
Schellenberg - Werdenberg
Versuch eines (unvollständigen) Vergleichs
- strategische Lage: vergleichbar, überwacht Wege durchs Tal, Felshügel als natürlicher Schutz, Weitblick bei Werdenberg besser
- keine Siedlung oder Stadt/Dorf in unmittelbarer Nähe der Burg Schellenberg
- Unterschiedliche Grundrisse, in Werdenberg keine Gräben oder aufwändige Toranlagen
- Werdenberg besass ursprünglich ebenfalls zwei Höfe
- Gebäudeteile in Werdenberg waren wohl auch über Laubengänge und äussere Treppen erreichbar
- Werdenberg ist insgesamt die kleinere Anlage mit nur einem Palas und wahrscheinlich weniger Nebengebäuden im Schlosshof
- Keine Vorburg in Werdenberg, Zisterne ebenfalls fraglich, eher wurde das Wasser mittels Holzleitungen zur Burg geführt
- Werdenberger Zwinger relativ kurz und überdacht, innerhalb der Burg
- Werdenberg ist immer noch intakt, trotz Brand um 1695, wahrscheinlich äusserlich wenig verändert seit dem Mittelalter, (wobei die Dächer über dem Turm und dem Palas nicht aus dieser Zeit erhalten geblieben sind
- Quellenlage in Werdenberg besser, es existieren Bilder
- die Schellenberger verliessen die Burg ohne grossen Druck, stiegen danach auf,
- die Werdenberger mussten das Schloss als letzten verbliebenen Besitz dauerhaft bewohnen, stiegen danach ab, respektive starben aus
Fazit
Werdenberg und Schellenberg sind beide zur Blütezeit des Burgenbaus entstandene Anlagen, von denen letztere nur noch als Ruine erhalten blieb. Werdenberg erlebte keine Zerstörung wie Schellenberg und wurde durch die Jahrhunderte weiter bewohnt.
Ihre kurze gemeinsame Geschichte zeigt auf, wie die territorialen Herrschaftsverhältnisse im Spätmittelalter einem stetigen Wandel unterworfen waren, was auch einen Wandel der Herrschaftsgrenzen zur Folge hatte. Und diese entsprachen in der Regel nicht unseren heutigen, viel statischeren Grenzen.